Anton Großauer
Eisenbahner. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Anton Großauer wurde am 13.5.1902 in Kleinruprechts (Niederösterreich) geboren. Er arbeitete als Eisenbahner in Spratzern (Niederösterreich). Anton Großauer war verheiratet und Vater von vier Kindern.
Mitglied einer kommunistischen Widerstandsorganisation
Anton Großauer war Mitglied der kommunistischen Widerstandsorganisation im Raum St. Pölten.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 14. 1. 1941 wurde Anton Großauer verhaftet und am 10. 6. 1942 gemeinsam mit Franz Schmaldienst, Johann Ebner, Franz Pötsch, Alfred Stein, Karl Mraz und Josef Matischek (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 15.1.1943 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
An seine Familie, aus der Haftanstalt Stein, Gefangenenbrief Nr. 689/41, vom 2.10.1941 (Auszug)
Der Brief wurde vom Ermittlungsrichter des Volksgerichtshofes beim Landesgericht St. Pölten als ‘Beweismittel‘ beschlagnahmt.
"An meinen lieben Vater, Bruder und Schwägerin! Am Beginn meines Schreibens seid ihr aufs Herzlichste gegrüßt. Bin gesund und hoffe auch von euch das Beste. Lieber Vater, Bruder und Schwager, zu meinem größten Leidwesen erhielt ich erst jetzt die Todesnachricht von meiner lieben Mutter und noch dazu jetzt, wo ich im Arrest sitzen muss. Drücke euch allen meine Lieben mein Beileid aus der Ferne aus, und es tut mir weh, dass ich meiner Mutter, die mich immer lieb hatte, nicht einmal das letzte Geleit hab geben können. Lieber Vater, Bruder und Schwägerin, seid mir nicht allzu gram, dass ich nicht kommen konnte, denn das Schicksal meinte es wieder einmal hart mit mir..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 528. Wiener Stern Verlag 2016
Aus dem Urteil
„Im Frühsommer 1940 entnahm Stein aus den Erzählungen einer Frau während der Eisenbahnfahrt, dass in den Ostmärkischen Betonwerken in St. Pölten Phiolen in Fliegerbomben eingebaut werden, die beim Aufschlag ein betäubendes Gas entwickelten. (…) In Gegenwart des Mraz beauftragte Stein bei einer KP-Versammlung den Matischek, eine Phiole für Zwecke der KP zu beschaffen. (…) Er erkundete die Verhältnisse in der Werkstätte, in der die Phiole verarbeitet wurde, und stahl Mitte Juli eine gefüllte Glasröhre. Er bestellte für den gleichen Abend den Mraz in eine Gastwirtschaft und übergab ihm in seiner Aktentasche die Phiole, die in einer braunen Pappendeckelrolle verpackt war. (…) Mraz übergab die Tasche samt Inhalt am nächsten Tage dem Großauer, damit er sie an Stein weiterleite. (…) Großauer traf den Stein, der krank war, an seiner Arbeitsstätte nicht an. Er ließ sich daher für einen Tag beurlauben und fuhr mit dem Fahrrade zu dessen Wohnung, händigte ihm hier die Aktentasche samt Inhalt aus und bemerkte, dass er sie im Auftrage des Mraz bringe.“
Mahnmal
Sein Name steht am Mahnmal am Hauptfriedhof St. Pölten.
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 1), Stern-Verlag, Wien
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien